Porträt

Geschlecht (biologische Zuschreibung) und Gender (soziokulturelle Faktoren) haben einzeln und in Wechselwirkung miteinander einen Einfluss auf die Gesundheit. Das Verständnis und der Einbezug von Geschlecht und Gender in die Gesundheitsforschung und -praxis sind wichtig und notwendig, um bessere klinische Ergebnisse und eine bessere Gesundheit der Bevölkerung sowie einen gerechteren Zugang zur Gesundheit für alle in der Gesellschaft zu gewährleisten.

Ziel dieses Nationalen Forschungsprogramms ist es, in der Schweiz eine evidenzbasierte Wissensgrundlage für die Berücksichtigung der Dimensionen Geschlecht und Gender in den Bereichen Gesundheitsforschung, Medizin und Public Health zu schaffen. Dieses Wissen soll gewonnen werden durch (a) die Erarbeitung von kontextsensitivem, transdisziplinärem Wissen zum besseren Verständnis von geschlechts- und genderspezifischen Aspekten im Gesundheitsbereich; (b) die Verbesserung und Anpassung der klinischen Praxis durch die Berücksichtigung von geschlechts- und genderspezifischen Besonderheiten; und (c) den Einbezug eines Gender-Mainstreaming-Ansatz als Grundelement des Gesundheitssystems.

Mittels der Ausschreibung von Forschungsprojekten zu Geschlecht und Gender in Gesundheitswissenschaften und Public Health und mit der Koordination von Programmaktivitäten sollen ein Systemwandel in diesen Bereichen angeregt und Standards für die Umsetzung dieses Wandels in der Schweiz definiert werden.

Das Programm ist in drei Module gegliedert:

  1. Geschlecht/Gender als Gesundheitsdeterminante: In Modul 1 wird der Einfluss von Geschlecht und Gender auf Gesundheit untersucht. Die Projekte werden Erkenntnisse gewinnen, die als Grundlage für methodische Leitlinien dienen können. Diese künftigen Leitlinien werden den Forschenden aufzeigen, wie Geschlecht und Gender sowie andere wichtige Gesundheitsdeterminanten durch intersektionale Ansätze wirksam in die Gesundheitsforschung einbezogen werden können.
  2. Geschlecht/Gender in der Gesundheitsversorgung und der klinischen Praxis: Der Fokus von Modul 2 liegt auf der Berücksichtigung von Geschlecht und Gender in allen Prozessen der Gesundheitsversorgung und klinischen Behandlung. Dazu gehören Studien über geschlechts- und genderspezifische Faktoren in den Bereichen Prävention, Screening, Diagnose, Behandlung, Rehabilitation, Langzeit- und Palliativpflege. Damit soll eine Grundlage für die Erarbeitung von krankheitsspezifischen klinischen Leitlinien geschaffen werden. Projekte in diesem Modul können sich auch mit dem Zugang zur Gesundheitsversorgung, der Kommunikation zwischen Patient:innen und Leistungserbringenden, der Entwicklung von Arzneimitteln und Medizinprodukten sowie mit digitalen Lösungen für die Gesundheitsversorgung befassen.
  3. Geschlecht/Gender in Public Health und in der Gesundheitspolitik: Mit Modul 3 werden die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen der Berücksichtigung von Geschlecht und Gender in Public Health und in der Gesundheitspolitik untersucht. Die Projekte können auch zur Entwicklung von Instrumenten für Gesundheitseinrichtungen und -behörden beitragen, damit diese Geschlechts- und Genderdimensionen in ihre Politik oder Gesetzgebung aufnehmen können. In diesem Modul wird zudem die Umsetzung von Gesundheitsmassnahmen und -politik behandelt und zum Beispiel untersucht, inwieweit sich unterschiedliche rechtliche Rahmenbedingungen in Bezug auf Geschlecht und Gender in verschiedenen Regionen auf die Gesundheit der Bevölkerung auswirken.
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Die Forschungsphase des Programms dauert fünf Jahre und das Gesamtbudget beträgt 11 Millionen Franken.